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Erwin von Baelz (1849 - 1913) - Von Bietigheim nach Tokyo
ISBN 978-3-89735-795-2
36,80 €*
Das Buch ist derzeit leider vergriffen!
Bewohner der Stadt Bietigheim-Bissingen wenden sich für den Erwerb des Buches bitte direkt an das Stadtarchiv Bietigheim-Bissingen:Hauptstr.61/63 74321 Bietigheim-Bissingen Tel. 07142 74365s.eisele@Bietigheim-Bissingen.de
Mit dem Ruf an die Medizinschule in Tokyo begann 1876 für den in Bietigheim geborenen Erwin von Baelz (1849–1913) eine beispiellose Karriere. Sein zunächst auf zwei Jahre befristeter Lehrauftrag wurde schließlich auf 26 Jahre ausgedehnt. Im sich reformierenden japanischen Staatswesen der Meiji-Zeit (1868–1912) war er maßgeblich an der Einführung der westlichen Medizin nach deutschem Vorbild beteiligt. 1889 übernahm er zudem die Aufgabe der medizinischen Betreuung des Kronprinzen, des späteren Taishō-Tennō (Regierungszeit 1912–1926). Daneben galt Baelz’ großes Interesse ethnologischen und anthropologischen Forschungen und der japanischen Kunst und Kultur. Er legte für Württemberg und privat umfangreiche Sammlungen aus Malerei, Graphik, Kunsthandwerk und ethnographischen Gegenständen Ostasiens an, die sich heute im Ethnologischen Museum der Staatlichen Museen zu Berlin, im Linden-Museum in Stuttgart und im Stadtmuseum Hornmoldhaus in Bietigheim-Bissingen befinden.
Susanne Germann, Erwin von Baelz (1849 – 1913) – Von Bietigheim nach Tokyo. Eine Biographie.Hrsg. v. d. Stadt Bietigheim-Bissingen, Bd. 10 der Schriftenreihe des Archivs der Stadt Bietigheim-Bissingen.504 S. mit 266, meist farbigen Abb. Fester Einband.ISBN 978-3-89735-795-2. EUR 36,80.
Rezension aus dem Literaturblatt Baden-Württemberg, 3,4/2015:
Erwin von Baelz: Eine Straße in Stuttgart-Degerloch ist nach ihm benannt und das Hornmoldhaus in Bietigheim widmet dem berühmten Sohn der Stadt, der dort 1849 als Erwin Otto Eduard Bälz geboren wurde, eine ständige Ausstellung. Nun ist eine umfassende und reich bebilderte Biografie des großen Humanisten, Arztes und Kulturvermittlers zwischen Japan und Deutschland zu entdecken. Die Japanologin Susanne Germann war während ihres wissenschaftlichen Volontariats im Linden-Museum in Stuttgart, dessen Ostasien-Abteilung viele Objekte der Sammlung Baelz besitzt, auf ihn aufmerksam geworden und promovierte bereits 2006 über seine damals unveröffentlichten Reisetagebücher.
In sieben Kapiteln zeichnet die Biografie den Lebensweg von Baelz nach. Er verbrachte seine Kindheit in Bietigheim und die Schulzeit in Stuttgart; das Studium der Medizin begann er in Tübingen und setzte es in Leipzig fort. Dort wurde es durch den Deutsch-Französischen Krieg 1870/1871 unterbrochen, in dem Baelz im Feldlazarett diente. Der Assistenzzeit in Leipzig folgte der Ruf nach Tokyo als Professor für Innere Medizin, und damit die entscheidende Wende in seinem Leben.
Die Jahre in Japan nehmen mit 200 Seiten dann auch den größten Teil der Biografie ein. Baelz hatte nach der erzwungenen Öffnung des Inselreiches die Aufgabe, die medizinische Fakultät nach westlichem Vorbild mit aufzubauen und lehrte dort 26 Jahre lang. Auch als Praktiker war er gefragt, am Hofe des Tenno behandelte er sehr erfolgreich den Kronprinzen. Er wies das modernisierungsvernarrte Japan auf erhaltenswerte Traditionen hin und heiratete eine Japanerin. Germann stellt dieses reiche Leben in den Kontext der bewegten Geschichte des jungen Meiji-Staates und beschreibt plastisch die weltoffene Persönlichkeit von Baelz. Dabei lässt sie ihn selbst in ausführlichen Zitaten aus seinen Tagebüchern und Briefen zu Wort kommen. Der Biografie vorangestellt ist ein Abriss der Baelz-Rezeption in Japan und Deutschland ab seinem Todesjahr 1913, die wechselvoll und ideologisch verlief, besonders während der Vereinnahmungsversuche durch die Achse Berlin-Rom-Tokyo. Für die künftige Rezeption liegt mit diesem Buch nun ein fundiertes Standardwerk vor.