Mannheimer Geschichtsblätter 28/2014
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Ägyptomanie – die Begeisterung für das alte Ägypten, der ein Teil dieses Bandes gewidmet ist, weckte einst die Reiselust in der Familie Reiß (und verhalf den Reiss-Engelhorn-Museen so zu einem sehr wertvollen Bestand an historischen Fotografien), doch sie ist viel älter und in mancherlei Hinsicht wohl begründet, wie ein hier abgedruckter Aufsatz erläutert. Das klangvolle Wort – es erregt reizvolle Assoziationen und hoffentlich auch Lust auf den Besuch der neuen Ägyptenausstellung in den rem – setzt sich zusammen aus „Ägypten" und dem altgriechischen Wort „Mania", das, wie viele Begriffe in dieser Sprache, durchaus eine zweite, weniger helle Seite hat: Begeisterung und Freude ist die eine, Besessenheit und Raserei die andere.
Auch für die dunkle Begeisterung bietet die Mannheimer Historie Beispiele, wenn eingedenk des traurigen Jubiläums im letzten Jahr daran erinnert wird , dass Schüler aus dieser Stadt 1914 in wilder Vaterlandsliebe und fataler Aufbruchslust vom „Klassenzimmer in den Schützengraben" und damit oft in den sicheren Tod zogen. Der Erste Weltkrieg brachte grundlegende Veränderungen bis hinein ins Familienleben, wenn der „Bräutigam an die Front" musste, und schloss ein Jahrhundert endgültig ab, gegen dessen Ende sich die zunehmende wirtschaftliche Prosperität in großen Leistungsschauen wie der „Gewerblichen und landwirtschaftlichen Ausstellung" auch in Mannheim zeigte. Damals wurden in Deutschland die Grundlagen für die Ablösung der Monarchen durch demokratisch gewählte Repräsentanten gelegt, die „Lebenserinnerungen des ersten badischen Staatspräsidenten Anton Geiß" sind dafür eine wichtige Quelle, sie werden hier unter anderem vorgestellt.
Einen unmittelbaren Zugriff auf die Lebenswelt der Mannheimer Stadtbevölkerung bietet der Blick in die alten Ausgaben des „Mannheimer Anzeiger". Da werden in selbstbewußtem Dialekt mittels kleiner Anzeigen Verhaltensweisen und Erscheinungsbild – „Awer Kättel!" – kommentiert und kritisiert, in einer analogen Frühform der inzwischen allgegenwärtigen sozialen Netzwerke.
Wir hoffen, dies und auch anderes im Panorama dieser Ausgabe der „Mannheimer Geschichtsblätter" erweckt in den Leserinnen und Lesern eine gewisse Begeisterung.
Mannheimer Geschichtsblätter 28/2014. Hrsg. von Hermann Wiegand, Alfried Wieczorek, Ulrich Nieß und Günter Eitenmüller sowie den Reiss-Engelhorn-Museen, dem Mannheimer Altertumsverein, dem Förderverein der Reiss-Engelhorn-Museen und dem Stadtarchiv Mannheim – Institut für Stadtgeschichte.
160 S. mit 177 z.T. farbigen Abb., repräsentatives Großformat, fester Einband.
ISBN 978-3-89735-889-8. EUR 19,80
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